Es gibt Dinge und Situationen, die können für uns Männer doch recht
peinlich werden. Ich meine jetzt nicht das Vergessen von Hochzeitstagen
oder so was in der Art, wobei dies ja schon dazu führen kann, dass du
als Mann damit rechnen musst, dass dir deine Frau einen Exorzisten
schickt - nein, ich rede von ganz anderen Dingen – heikleren
Angelegenheiten.
Ein nettes kleines Beispiel hierfür wäre das Thema Verhütung. Jetzt
leben wir doch in einer aufgeklärten Welt solange es nicht um Politik,
Ausländer oder Finanzkrisen geht. Da könnte man eigentlich davon
ausgehen, dass es bei diesem Thema zu keinerlei Verwicklungen kommen
könnte – ha ha, falsch gedacht. Klar, Kondome, Pille alles kein Problem,
aber wie sieht es da mit radikaleren Methoden aus, wie der männlichen Sterilisation? Oha, da kannst du als Mann was erleben.
Nehmen wir an, ein Mann entschließt sich zu diesem Schritt. Was
glaubt ihr, was da los ist. Ich möchte jetzt keinen Namen nennen, sagen
wir es handelt sich um einen gewissen Marcus M. (hi hi)
Also dieser hat beschlossen, sich sterilisieren zu lassen, und sucht hierfür einen Urologen auf. Was jetzt beginnt ist ein
„Mahr“-Tyrium. Da wedelst du mit den Ohren schlimmer als zu seiner Zeit der Genscher.
Als erstes kommt es zu einem Gespräch mit dem Urologen über die
möglichen Folgen. Über die psychischen, persönlichen und biologischen
Folgen. Auf die genauen Inhalte möchte ich hier gar nicht eingehen, dass
soll sich jeder Mann selbst gönnen. Am Ende des Gespräches stehst du
dann mit der Information da, dass du nach einer Sterilisation als
Selbstmord gefährdeter Single-Psycho mit Eiern so dick wie Wassermelonen
enden wirst. Was für ein Aufklärungsgespräch. Hast du diese erste Hürde
genommen, ohne dich von dem Arzt in den psychischen Untergang reden
zulassen, geht es dann über zum Festlegen des Termins.
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Gift in Tube |
Beim genannten Fall hat die OP ein Chirurg übernommen. Von diesem
bekommst du als Mann nun die Info, dass du nicht nur rasiert sein musst,
sondern du auch noch zusätzlich Enthaarungscreme einsetzten solltest. Oha, das Thema kommt bei Männern ja nun gleich nach Häkeln.
Da kennst du dich als Mann so gut aus wie die CDU mit Demokratie. Aber
kein Verdruss, dies soll das kleinste Problem werden – denkst du dir – falsch gedacht!
Am Tag vor der geplanten ambulanten OP flitzt du also, auf der Jagd nach
dieser Creme und ahnungslos wie du bist, in den erstbesten
Drogeriemarkt – auf dem Land – also in einem Dorf. Blöder Fehler, saublöder Fehler.
Da läufst du nun völlig überfordert vor den Regalen auf und ab auf der
Suche nach dem Zeug und machst dabei einen doch eher erbärmlichen
Eindruck. Die Hilflosigkeit riechend, wie der Vampir das Blut,
stürzt die übermotivierte Verkäuferin auf dich zu und fragt, ob sie
helfen kann. So nun nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Leise sagst du zu
ihr, dass du auf der Suche nach Enthaarungscreme bist. Natürlich ist die
Verkäuferin schwerhörig und frag noch mal nach. Das Spiel wiederholt
sich solange, bis du völlig entnervt in völlig übertriebener Lautstärke
rufst: „Enthaarungscreme brauche ich!“
So, wer in einem Dorfladen zur Feierabendzeit als Mann nach einer
Enthaarungscreme fragt, der weiß wie es sich anfühlt, in der Pause beim
Super Bowl aufzutreten. Die Köpfe von gefühlten 12000 Frauen drehen
sich, mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, in deine Richtung.
Die Verkäuferin dreht sich mit dem Grinsen eines Breitmaulfrosches um,
greift in das Regal nimmt eine Packung heraus und fragt: „welche
Duftrichtung soll es denn sein?“ Wer jetzt glaubt, dass es eine gute
Idee wäre die Situation aufzulockern, in dem er nach möglichen Geschmacksrichtungen fragt, irrt. Drogeriemarkt-Verkäuferinnen haben keinen Humor.
Um sich nicht weiter zu verstricken und dich um Kopf und Kragen zu
reden, nimmst du die erste Packung der Verkäuferin, bezahlst und
verlässt den Laden fluchtartig.
Nun hast du also das, was du brauchst und es geht zur Anwendung. Die
Enthaarungscreme war übrigens von Pilca, Duftrichtung Aprikose. Dazu
möchte ich Folgendes anmerken: Lieber Hersteller, mir ist zwar nicht
bekannt, woher du kommst, aber wenn bei dir Aprikosen so riechen, dann
wären die US Navy Seals schon längst mit Helikoptern bei dir eingerückt
und hätten dich erschossen. Das Zeug stinkt, das geht glatt als Massenvernichtungswaffe durch.
Jetzt sitzt du also in deinem Bad mit einer Packung Enthaarungscreme,
einer in der Schachtel beiliegenden Spachtel und einer
Gebrauchsanleitung. Da Männer keine Packungsbeilagen lesen, geht es
gleich los. Du schmierst dir mit der Spachtel das Zeugs auf das zu
enthaarende Körperteil und wartest. Dabei stellst du fest, dass es
schier unmöglich ist, Creme gleichmäßig auf nicht gerade Körperteile
aufzutragen. Da du dir jetzt doch unsicher bist, wie es weiter geht,
wirfst du wenigstens mal einen kurzen Blick auf die Packung und liest
etwas von "10 Minuten einwirken lassen".
Davon ausgehend, dass Mann nicht alleine wohnt, aber nicht unbedingt
möchte, dass evtl. vorkommende Mitbewohner davon etwas mitbekommen,
werden das die wohl längsten 10 Minuten deines Lebens. Jede Wartezeit
kommt aber auch an ihr Ende und das Ganze endet dann unter der Dusche.
Klappte auch einwandfrei, kein Haar blieb übrig.
Teufelszeug!
Die Liste der Peinlichkeiten wollte jedoch nicht abreißen. Am
nächsten Tag erscheinst du beim Doc und wirst dort von einer hübschen
medizinisch-technischen Angestellten, nennen wir sie einfachheitshalber Schwester Kathrin,
in den OP-Raum der Praxis geführt. Der nächste Satz, den sie dann sagt,
ist recht simpel gehalten, entbehrt aber nicht einer gewissen Erotik:
„ziehen Sie bitte die Hose und Unterwäsche aus und legen sich hierhin". "Aber gerne Schwester Kathrin".
Sofort fängt sie im Hintergrund an, mit irgendwelchen Dingen zu
herumhantieren. Im ersten Moment nicht erkannt, war es der zweite Blick,
der hier für Erleuchtung sorgte. Sie bereitete das Desinfektionsmittel vor.
Desinfektionsmittel ist für eine, wenn auch kleine, OP nicht
ungewöhnlich. Ich möchte hier nur eines erwähnen, Desinfektionsmittel in
Kombination mit Enthaarungscreme verstößt mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit gegen die Genfer Konventionen, da bin ich mir ganz sicher.
Nun gut, solange Kathrin am Desinfizieren des gewissen Körperteils und im Raum ist, geht dir nur ein Satz durch den Kopf: „Keine Schmerzen!“ Tipp von mir: Da die MTA mit Sicherheit nochmal den Raum verlassen wird, wäre das Mitbringen eines Beissrings von echtem Vorteil.
Jeder Schmerz vergeht irgendwann, dann kommt aber auch schon der
Chirurg. Der schnappt sich die schon von der MTA aufgezogen Spritze mit
dem Mittel für eine kleine örtliche Betäubung. Wohinein genau er die
Spritze jagt, möchte ich gar nicht wissen, aber innerhalb von 15 Minuten
spürst du genauso wenig da unten als würde eine gewisse Angela M. nackt
vor dir stehen. Da hilft noch nicht mal die Einnahme einer Jahresproduktion von Viagra.
In der Wartezeit bis die Betäubung richtig wirkt, fragte Schwester
Kathrin, ob man bei der OP gerne Kopfhörer aufsetzen möchte, sie hätte
da eine Kassette, das würde einem die OP-Zeit nicht solange vorkommen
lassen. Weiterer Tipp: Nehmt euer Handy oder einen MP3-Player mit eurer
eigenen Musik mit, da die Auswahl bei einem Arzt schon sehr beschränkt
sein kann.
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Rosa-fant |
Es gab gar keine Musik, nur ein Band mit
alternativer Schmerzbekämpfung.
An meiner linken Seite der Arzt, an der rechten Seite Kathrin und ich
in der Mitte immer noch mit dem Kopfhörer auf den Ohren. Plötzlich
begann die Stimme auf dem Band mir zu sagen, ich solle mir einen
Elefanten vorstellen. Einen großen Elefanten. Kein Problem dachte ich mir und
„schwupps“ der Elefant war in meinem Kopf. Die Stimme legte nach und sagte mir, ich solle mir nun einen Elefanten vorstellen, auf einer
grünen Wiese. Gut dachte ich mir, Elefant hoch, grüne Wiese drunter, Elefant wieder her. Bis dahin hatten wir vier, also der
Arzt, Kathrin, ich und der Elefant
keine Probleme. Doch dann kam die Stimme mit folgenden Satz daher:
"Stellen Sie sich einen Elefanten auf einer grünen Wiese vor, einen
rosa Elefanten auf einer grünen Wiese". Da war es vorbei. Während der Arzt, mit dem aus meiner Sicht
gefährlichsten Werkzeug, dass ich je gesehen hatte, an meinen
Kronjuwelen herumschnitzte, musst ich lauthals das Lachen anfangen. In dem Moment schauten mich
Arzt, Kathrin und
Elefant
verdutzt an. Die anderen kannten den Inahlt des Bandes nicht. Jetzt
erkläre du mal, dass, während man dir in deinem Strafraum rum doktert,
du an rosa Elefanten denkst.
Dies hatte eine kleine OP-Pause zur Folge, da jetzt alle lachten, außer die Stimme auf dem Band.
Der Eingriff war dann aber schnell beendet. Ich wurde zugenäht, gepflastert und die Sache war erledigt.
Hier wäre zu erwähnen, dass man(n) nach so einem Eingriff etwas
seltsam läuft. Es fragt dich auch jeder, ob du dich am Bein verletzt
hast. Man gibt am Besten keine Antwort, führt nur zu Verwicklungen.
Meinem näheren Umfeld war es natürlich bekannt, dass ich mich
sterilisieren habe lassen - und da kamen ganz andere Fragen. Die Beste
davon war die Frage,
ob da vorne jetzt noch überhaupt etwas raus kommt.
Besonders die Damen waren an einer Antwort auf diese Frage sehr
interessiert. Meine Freundin konnte ihnen aber versichern, dass sich
weder in der Konsistenz, der Farbe oder gar geschmacklich was verändert
hätte. Es wäre alles wie immer.
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Das Problem ist, so eine Sterilisation braucht bis zu 6 Monaten bis
sie funktioniert. Bis dahin kann es passieren, dass du immer noch
zeugungsfähig bist. So kommt es, dass du 2 Termine bekommst, einen nach
sechs Wochen und einen nach 6 Monaten, um es testen zu lassen, dass dein Lebenssaft eben kein Leben mehr schafft.
Da bekommst du dann diesen netten Becher mit einem Schmunzeln in die
Hand gedrückt und dann mach mal. Jetzt gab es bei meinem Urologen keine
Kabinen und Heftchen. So bin ich mit dem Becher zu meiner Freundin
gefahren, es war früh um 7 Uhr, hab ihr den Becher in die Hand gedrückt
und zu ihr gesagt: „mach mal!“
Es ist nicht einfach locker zu werden, wenn du dabei daran denkst,
dass du diesen Becher dann gleich wieder zu der schelmisch grinsenden
Frau in der Praxis bringen musst. Aber nichts ist unmöglich. Nach sechs
Monaten hast du dann endlich dein Ergebnis: ja jetzt bist du
sterilisiert und alles ist gut.
Aber bis es dazu kam, war es ein echtes „Mahr-Tyrium". Bisher habe
ich auch noch keinen weiteren Mann getroffen, der sich dieser Prozedur
unterzogen hat. Das schlimme ist ja nicht die OP gewesen, die hat ja nur
knapp 15 Minuten gedauert, aber das „DRUMHERUM“ ist ein echter Knüller.
Das Ganze ist nun ja schon über 10 Jahre her, aber ich denke noch
heute an die schelmisch grinsenden Frauen im Schlecker und in der
Praxis, an die Spachtel in der Packung mit der Enthaarungscreme,
Schwester Kathrin mit dem Desinfektionsmittel, meinen Freund, den rosa
Elefanten, und an die Frage, ob da denn jetzt noch was vorne raus kommt.