Es gibt
Dinge auf diesem Planeten, die kann man nicht erklären, die muss man
gesehen haben. Dinge die biblische Ausmaße haben. Dinge die einfach
göttlich sind.
War mal
wieder übers Wochenende in Bad Füssing, in der Stadt mit den
drei „R“. Warum drei „R“? Weil alles was man
dort trifft sind entweder Rentner auf Kur, Rehabilitanden
aus den Kliniken und die „Rindvicher“ im Haslinger Hof.
Letztere setzen sich meißt aus den beiden anderen Gruppen zusammen. Die
Einwohner der Stadt könnten einem fast etwas leid tun.
Wer in
Bad Füssing gewesen sein will, der muss an einem Freitag oder
Samstag Abend den Haslinger Hof besucht haben, um überhaupt behaupten zu
dürfen diese Stadt erlebt zu haben. Außerdem hat man die Show
seines Lebens verpasst, wenn man nicht dort war.
Man muss
sich vorstellen, durch, die oben schon beschriebenen drei
vorkommenden Menschengruppen, bewegt sich in dieser Stadt keiner
schneller als ein Rollator an einer 20%-Steigung, außer dieser ist
motorisiert. Solange ich nicht auf RTL2 die Sendung „Pimp my
Rollator“ sehe werde ich daran aber nicht denken. In dieser Stadt
könnte ein Schweizer mit einem Bein ohne Probleme einen 100-m Sprint
gewinnen – tagsüber.
Sehr
viel schwerer wird das ab dem späten Nachmittag und schier unmöglich
am Abend, denn da ist Haslinger Zeit. Wenn die Zeit hereinbricht ist
das ein Anblick wie in einem Zombie-Film. Jeder Gast dieser Stadt,
egal mit was ausgerüstet, ob Rollator, Rollstuhl, Krücken oder
einfach nur Tourist wird plötzlich wie von Geisterhand erweckt und
macht sich auf den Weg in dieses Etablissement. In Massen strömen
die Menschen über die Straßen, Wege, Wiesen und Felder zu den
Eingängen.
Zuerst
bleibt alles noch sehr harmlos. Es wird was getrunken, gegessen,
miteinander gesprochen. Diese doch so friedliche Idylle wird sich
aber sehr schnell ändern, denn dann schlägt er zu der Haslinger
Virus. Allerdings scheinbar nur ab der Generation 40+, Jüngere
bleiben von diesem Erreger (und wenn ich Erreger schreibe, dann mein
ich auch ERREGER) verschont.
Das Grauen hat einen Namen |
Das
positive an diesem Virus ist, dass es Wunder voll bringen kann, daher
nenne ich es auch das Jesus-Virus. In Verbindung mit hörbar
veralteter aber spezieller exotischer Musik und einer Tanzfläche
vollbringt es Taten die den Naturgesetzen völlig widersprechen.
Sobald der Infizierte auf Musik und Tanzfläche stößt, werden
Rollstuhl und Rollator geparkt, die Krücken ins Eck geworfen, Mumien
werden ausgewickelt und dann geht es los, es wird getanzt – und
zwar, ich traue es mich kaum zu schreiben, FOX.
Jawohl,
der Stadl brennt, Lahme können wieder gehen, Blinde wieder sehen und
Mumien wieder stehen. Besonders als letzte genannte Art ist mir,
ich glaube es war Königin Nofretete persönlich, dort begegnet.
Vielleicht war es aber auch nur ein normaler Lifting-Unfall, hat sie
doch durch ein Zwinkern im linken Auge glatt das linke Bein mit in
die Höhe gerissen. Ist moderne Medizin nicht herrlich?
Der
Nachteil des Virus ist aber genau so erschreckend wie sein Vorteil.
Sind die Betroffenen erstmal in das FOX-Delirium eingetreten, wird
das Verhalten desjenigen so verändert, dass dieser sich so benimmt
als wäre er mitten auf dem Höhepunkt seiner Pubertät. Hier sind
die weiblichen Patientinnen wesentlich stärker betroffen als die
männlichen, erinnern diese beim aufeinander treffen der Geschlechter
doch eh immer an liebestolle Karnickel, egal wo sie sich gerade
befinden.
Das
schlimme daran ist, dass sich nun beide Seiten so verhalten. Das
breitet sich dann im ganzen Haslinger Hof aus und bleibt nicht auf
die FOX-Hölle beschränkt. Zu späteren Stunde wird dieses
Paarungsverhalten der Infizierten im Disco Teil des Hofes
fortgesetzt. An dieser Stelle sollte sich mal jeder seine
Schwiegermutter vorstellen, die in einem Neon-gelben
Mini-Irgendwas und feucht wie ein Kieslaster, einem
grauhaarigen Pferdeschwanzträger mit spanischen Fächer in der Hand
hinterher hechelt. So schaut die Lage dort nämlich aus.
Zuweilen
kommt dann die eine oder andere Dame mit Kleidergröße 50 auf
die Idee sich in ein knall rotes Kleidchen der Größe 42 zu
pressen und genau so schaut es dann auch aus - wie a roter Presssack,
der zulange in der Sonne gelegen hat. Die Nächste verpackt ihre
Oberweite so ungünstig, dass man hier nicht mehr von Körpchengröße
sprechen, sondern maximal den Unterschied zwischen großer oder
kleiner ALDI-Tüte erkennen kann.
Also,
wenn Frauen die wahrscheinlich das Alter haben um die Oma meiner
Schwiegermutter zu sein, auf die Idee kommen, dass ihnen Mini-Rock
und Hotpants auch stehen könnten bekomme ich Angst. Einige der
Herren würden wohl auf der Kardiologie landen bei diesem Anblick,
ich bekomme einfach nur Angst. Das sind mir zu viele Details das
unweigerlich zu sehr schlechtem Kopfkino führt.
Die weibliche Kriegsbemahlung möchte ich nicht unerwähnt lassen. Zwar ist mir noch nicht ganz klar, ob diese durch schminken entanden ist, oder ob die Damen einfach nur beim Paintball verloren haben.
Die weibliche Kriegsbemahlung möchte ich nicht unerwähnt lassen. Zwar ist mir noch nicht ganz klar, ob diese durch schminken entanden ist, oder ob die Damen einfach nur beim Paintball verloren haben.
Man
sieht auf den Tanzflächen auch wirklich kaum „junge“ Leute.
Ein paar stehen zwar außen herum, aber ich glaube das sind die
Krankenpfleger der Tänzer, die sie am Ende des Abends wieder zu
ihrem Rollator führen, bevor sie zurück auf die Station mit den
Koma-Patienten gebracht werden.
Da haben
die Oldies plötzlich eine Kraft und Kondition, das ist
unvorstellbar. Selbst wenn da mal einer zusammen klappen sollte,
einfach Defibrillator ansetzen
und zwei, dreimal Power drücken, schon rappt der Opa wieder. In
seinem Alter hält er sich wohl nicht für 50cent, eher wohl für
50Reichsmark, aber sonst passt ja alles. Nehme an, das liegt an einer
Überdosis der Mischung Red Bull und Viagra, oder so was ähnlichem.
Am
schlimmsten ist wohl aber die 40+Generation.
Die Männer ausgerüstet mit dem Jägerblick und Zunge immer Richtung
Kniescheibe deutend, jagen sie den willigen Trockenpflaumen im
dritten Frühling hinter her. Das diese willig sind, merkt man schon an
der Atmosphäre im Raum. Die verbreitet sich komplett im ganzen
Areal, ist es doch FEUCHT
wie im Regenwald. Würden die Frauen dort mit Eimern zwischen den
Beinen herum laufen, wir könnten alle Wüsten dieser Welt ergrünen
lassen. Scheinbar sind die Zungen der Herren doch lange genug um
schon auf der Tanzfläche unter den Mini zu gelangen. Anders kann ich
mir es nicht erklären. Da kann ich jetzt nur hoffen, dass es nicht daran liegt, dass einige ausprobieren wollten was beim Treffen von Zungen- und Intim Piercing passieren kann. Wäre untröstlich!
Also
dieser Virus hat es wirklich in sich. Für Personengruppen, die aus
alters- oder medizinischen Gründen in Bad Füssing sind und bis zur
Tanzfläche Unterstützung beim Gehen benötigen, grenzt das an
Wunderheilung. Gut, die Art der Bewegungen sind dann meist auch etwas
seltsam, weiß man doch nie tanzt der- oder diejenige noch, oder ist
es schon ein Anfall. Ganz wird man es wohl nie klären können. Ich
denke ja, der Ausdruck BpM bedeutet
gar Bandscheibenvorfälle pro Minute
und wurde vom medizinischen Personal in Bad Füssing erfunden.
Die
Auswahl der Damen und Herren die dort herum stolpert ist nun auch
etwas fragwürdig, läuft doch das meiste unter der Rubrik
Resteficken, aber
sonst ist alles in bester Ordnung, sind doch am nächsten morgen
wieder alle damit beschäftigt sich zu erzählen, in welcher
schlechter Verfassung sie sich befinden. Na dann muss ich mir ja
keine Sorgen machen, die Kur geht ja am Abend weiter, wenn es wieder
heißt, Willkommen im Haslinger Hof – Willkommen im
Rentners Paradies!
Eigentlich
sollte ein Besuch dort in jedem Reha-Plan stehen und die Kosten von
den Krankenkassen oder der Rentenversicherung übernommen werden. Ich
behaupte, dass sollten uns unsere Alten Wert sein. Andererseits, sollte dieses Treiben von einem Bild-Zeitungs-Reporter endeckt werden, wir hätten sofort wieder einen neuen Gammelfleisch-Skandal.
Wenn man die Situation Haslinger echt kennt, braucht man sich mit diesem Unsinn hier nicht weiter zu beschäftigen.
AntwortenLöschenWäre interessant, mit dem Autor in ca. 50 Jahren zu sprechen...
Ein bisschen Wahrheit ist da schon drin. Wenn man jedoch selber, vom Alter her, dazugehört ist es ganz nett dort. Es muss ja auch nicht jeder zum Hasi gehen wenn er sich noch zu jung dafür fühlt. Wieso soll sich denn die ältere Generation nicht vergnügen dürfen.
AntwortenLöschenHabe die Ehre.
Habe noch nie so einen Unsinn gelesen,es gibt auch Leute und das nicht nur die ältere Generation die gerne Tanzen und das nicht nur Fox sondern Cha Cha,Rumba oder Boogie aber das sind für den Schreiber sicher Fremdwörter.
AntwortenLöschenServus
ich wünsche dem schreibenden Windelträger das er in ein paar Jahren seinen getunten Rollator schnell genug parken kann um seiner jetzt gleichaltrigen Generation hinterher zu hecheln.
AntwortenLöschenViel Erfolg & Grüezi
Da hat es einer auf den Punkt gebracht,ich hab konnte mir ein großes Grinsen nicht verkneifen!
AntwortenLöschenAllerdings bin ich auch gern beim Haslinger ob mit oder ohne Mumien,man kann sich gut unterhalten auch jenseits der 40iger.
Träumst du noch oder schiebst du schon ? (Rollator versteht sich)
An die liebevollen Kritiker: Danke, dass ihr euch so ausgiebig mit dem Text beschäftigt und euch sogar darin wieder erkannt habt. Ich möchte betonen, dass ich selbst ein großer Fan vom Haslinger Hof bin: angehnemes Ambiente, gute Essen, freundliches Personal. Für seine illustren Besucher kann man "ihn" nicht verantwortlich machen.
AntwortenLöschenWas den Windelträger angeht und die anderen liebevollen Bezeichnungen: In 50 Jahren bin ich 89 Jahre alt und wahrscheinlich zu vergesslich um mich an den Haslinger Hof zu erinnern.