Sonntag, 2. August 2015

Die Bordsteinschwalbe, die Hilti und ich

Die Spezies Mensch ist ja eigentlich eine lustige Erscheinung. Es gibt aber Exemplare die einem mal so richtig, ich sag mal, auffallen. Die Rede ist von den lieben Nachbarn. Meine Sammlung dieser Zeitgenossen die ich in den ganzen Jahren zusammengetragen habe sind aber meist immer die selben Typen geblieben, egal wo ich gelebt habe, oder wo diese her kamen.

Da wäre als erstes die Klavierspielerin. Ich habe diese Frau noch nie gesehen, aber hören kann ich sie umso mehr. Sie kann ja gut spielen, aber seit es Filme über geschminkte, glitzernde und Klavier spielende Vampire gibt, klimpert sie mit Leidenschaft hauptsächlich ein Lied, genau dieses Lied. Sie tut dies mit einer Leidenschaft, dass sogar paarungswillige Werwölfe unsere Gegend meiden. Mir ist jedenfalls noch keiner begegnet. Somit muss ich erschreckend feststellen, ich lebe in einem Mascara-Vampir Territorium. Wo wohen eigentlich diese nymphomanischen Milfs aus den Pornos, die müssen doch auch irgendwo eine Wohnung haben?Hier auf jeden Fall nicht...schade!


Dann wäre da noch der Gänseblümchen-Schlächter. Dieser Mensch hat keine Frau, er hat eine Dreiecks-Beziehung mit seinem Rasenmäher und seiner mit Benzin betriebenen Heckenschere. Beide Geräte hat er wohl mit Motoren aus der Formel 1 tunen lassen. Beim Anblick des ersten sprießenden Grashalms glaubst du, am Samstag morgen um sieben, dass du auf dem Nürburgring in der Boxengasse stehst. Wenn er dann mal los legt, gibt es für ihn auch kein halten mehr. Löwenzahn, Grashalme, Postboten, Enkelkinder, nichts ist mehr sicher.

Gut ist, dass man nicht jedes Wochenende seinen Rasen mähen oder die Hecke schneiden muss. Schlecht ist, dass diese Art Menschen auch diejenigen sind, die sich eine Holzheizung zulegen. Nicht wegen der Umwelt oder der Kostenersparnis. Nö nö! Diese hat er sich nur deshalb einbauen lassen, dass er sich endlich aus dem Baumarkt die mit einem Airbusgetriebe ausgestattete Kreissäge für Großschreinereien holen kann. Na herzlichen Glückwunsch an mich!

Warum wohnen katholische Priester eigentlich in eigenen Pfarrhäusern? Das wären doch ruhige Nachbarn. Die paarmal im Monat wo er sich von seiner Haushälterin auspeitschen lässt wäre vom Lautstärkeumfang halb so wild. Den Rest macht er ja eh in in der Sakristei.

Ein ähnlicher Typ ist der Bauarbeiter. Dieser unterscheidet sich vom Stil her nicht viel vom Grashalm-Killer., nur sind diesem Exemplar Uhrzeiten völlig unbekannt. Er ist von Beruf auch auf dem Bau tätig und fühlt sich ohne seine Arbeit einfach nur verloren. Da kann es dir schon mal passieren, dass du Nachts um zehn glaubst, dass jetzt tatsächlich der Russe vor der Tür steht. Was sich schnell als völliger Unsinn herausstellt, der Russe kommt nicht nachts um zehn. Nein, es ist der Nachbar, der gerade dabei ist, mit seiner Hilti ein Loch in seine Gartenmauer zu meiseln, für eine neue Türsprechanlage mit Videoüberwachung. Nebenbei läuft auch schon die Mörtelmischmaschine, denn der hört erst auf, wenn die Anlage eingebaut und das Loch wieder gestopft ist. Gut, so oft installiert man jetzt keine neuen Türsprechanlagen, aber es gibt ja immer was zu tun (yippie ya ya yippie yippie yeah). Zudem kommt, dass diese Art Mensch zu den äußerst hilfsbereiten gehört und das alle Nachbarn dann ja auch so etwas haben müssen.

Verehrend ist es dann, wenn du gerade im Bett liegst, schön vor dich hinträumst und du plötzlich denkst, „wow“ was für ein realistischer Traum, sogar die rhythmischen Bewegungen kannst du noch immer spüren. Dabei ist es nur der Nachbar, der seine Einfahrt neu pflastern will und dadurch dein ganzes Haus vibriert, weil er am Samstag früh um 6 Uhr auf die Idee gekommen ist, diese mit einer Rüttelplatte zu bearbeiten. Der Hammel, der gescherte. Wer jetzt noch keine Rüttelplatte in Aktion erlebt hat, der stelle ich einfach vor man hätte einen Leopard 2 Panzer mit einem Gummiball gekreuzt.

Neu ist die Panflöte. Vom Grund her ein sehr schönes Instrument. Und welcher Mann hat schon was gegen Frauen die b...lassen wir das. Leider ist sie nicht mal ein drittel so begabt wie Zamfir. Man könnte auch sagen sie ist völlig talentfrei, also an der Panflöte. Es gibt so schöne Hobbys. Sie könnte doch auch in ihrem Garten Nudisten-Schulungen halten oder Tantra-Massagen praktizieren, aber nein es musste ja ne Panflöte sein. Zugegeben, Tantra könnte eventuell zu starker optischer Belästigung führen, aber wenn die Künast kommt,kann man ja weggucken. Außerdem kann ich ja nicht nur Pech haben.

Da frag ich mich doch, wo wohnen eigentlich die ganze Prostituierten in Deutschland? Auch Bordsteinschwalben brauchen doch ein Nest. Die müssen doch auch irgendwelche Wohnungen bewohnen. Wären doch bestimmt auch ruhige Nachbarn. Also die wo in einem Bordell arbeiten, nicht die mit der Heimarbeit.Wobei, das wäre dann ja auch wieder gut für den katholischen Pfarrer. Der Kreis schließt sich.

Zu erwähnen wäre auch der Marathongriller. Dieser kommt in einer Sonderanfertigung daher, der wurde nämlich gleich mit dem Add-on der Winter-Edition programmiert. Die Erfindung des Terrassenheizers macht es möglich. Für diesen Typ gibt es keinen Sommer oder Winter. Er unterscheidet lediglich in Tagen wo man grillen muss, also April bis September, und Tagen wo man grillen kann, also dem Rest vom Jahr. Ein paar Gasflaschen in die Heizpilze und los gehts. Der verbraucht mehr Grillkohle als ein Kohlekraftwerk. Natürlich immer verbunden mit einem kleinen Fest für die Nachbarn. Was zur Folge hat, dass weder der Blumen-Ripper noch der Bauarbeiter zu hören sind, weil sie ja gerade am Steak futtern und Bier trinken sind und dann doch fast schon ein bisschen Ruhe einkehrt. Der Nachteil ist, dass man unwahrscheinlich Hunger bekommt, weil du nur noch den Duft von Grillfleisch in der Nase hast. Aber irgendwas ist ja immer.

Als letztes Beispiel muss ich mich noch selbst erwähnen. Bin ja auch irgendwie Nachbar. Ich gehöre zu der Sorte: „Meine Nachbarn hören gute Musik – ob sie wollen oder nicht.“

Aber so ist das scheinbar mit uns Menschen. Im Toleranz, Verständnis und Rücksicht fordern sind wir ganz groß, beim zeigen schneiden wir da doch eher bescheiden ab. Wäre es anders, müssten wir uns keine Meldungen von ertrunkenen Menschen im Mittelmeer ansehen. Die für mich größte Schande Europas und Deutschlands seit den Nazis.

Aber was interessieren uns ertrinkende Menschen im Mittelmeer, solange zu den Klängen der Musik, der Betonmischer läuft, der Rasenmäher brummt und wir danach zusammen unser Steak essen können unter dem Terrassenheizer. Ja wo würden wir den hinkommen, wenn hier einfach jeder sicher über das Meer schippern und unser schönes geregeltes spießbürgerliches Leben durcheinander bringen könnte. Am Ende ist es der „Mohr“ der Montag morgens gut gelaunt auf der Arbeit erscheint, mit Hingabe seinen Rasen mäht, uns im Baumarkt freundlich grüßt und auch noch verdammt gut Panflöte spielt. Wir haben solange an unserer dekadenten Gesellschaft gefeilt, unser klares Weltbild geformt, der Rasen mähende Schwarze, der eventuell auch noch ein Moslem ist, passt einfach nicht unter unseren Terrassenheizer. Und schon gar nicht in die Nachbarschaft.

Zum Schluss bleibt nur noch die Bordsteinschwalbe übrig. Über die beschwert sich seltsamer Weise niemand. Oder habt ihr schon mal von irgendeiner rechten Gruppierung gehört, NPD, AFD, CSU und wie sie alle heißen mögen, dass Ausländerinnen deutschen Nutten den Arbeitsplatz weg nehmen? Also ich nicht. Habe allerdings in diesem Bereich auch noch nichts vom Fachkräftemangel gelesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen