Freitag, 10. März 2017

Frisör for one - der 18. Geburtstag

„Kinder sind eine solche Bereicherung.“ Ich weiß nicht von wem dieses Zitat stammt, oder aus welcher Zeit es ist, ich weiß nur, dass derjenige der es erfunden hat nie mit seiner Tochter beim Frisör war. Soviel steht fest.

Ich sollte am Anfang dieser Odyssee beginnen. Mittwoch, 03:30 Uhr, ein bis dahin völlig normaler Nachmittag im März, als wir den Frisörsalon betraten. Ganz so normal war dieser Tag dann doch nicht, es war der 18. Geburtstag meiner Lieblingstochter. Welch Kunststück, hab nur das eine Kind. Auf der Fahrt dahin, googelte die nunmehr seit einigen Stunden volljährige Alleinerbin alle möglichen Frisuren. Ihre kurze und aussagekräftige Eingabe im Feld der Suchmaschine lautete: „geile Kurzhaarfrisuren“

Meine hochgezogenen Augenbrauen wurden mit einem ungläubigen „ernsthaft, das hast du jetzt nicht so gegoogelt?!?“ untermalt. Doch, dies hatte sie tatsächlich. Das ist der Moment, wo dir als Vater der Gedanke in den Sinn kommt, dass du eventuell die DNA checken lassen solltest.

Die Wahl meiner zauberhaften Ablegerin fiel auf eine Frisur mit unterschiedlichen Haarlängen, in den Farben lila und grau. Mein erster Gedanke: „Lila, sehr schöne Farbe wenn du die Milka Kuh bist. Väter sind davon eher nicht so schnell zu überzeugen.“ Es half alles nichts. Selbst eine Drohung, dass sie mit ihren 155 cm Körpergröße noch immer aufrecht in die Babyklappe passen würde, konnte sie nicht umstimmen.

Was auch nichts half, war das lautstarke protestieren meines Milka Kälbchens mit den Worten diese sie Hilfe suchend an die Frisörin richtete: „Mein Vater mobbt mich!“ Nachdem ich die Drohung mit der Babyklappe noch einige male wiederholte, schaute sie mich mit dem treuesten Hundewelpenblick den sie in ihrem Repertoire hatte an und sagte mit der traurigsten Stimme die je ein Mensch hervorbrachte: „Würdest du mich wirklich hergeben?“ Oh ha, jetzt zog sie also mit schweren Waffen ins Feld. Dem hast du als Vater nichts entgegenzusetzen. Dein ohnehin nur gespielter böser Blick bricht zusammen wie ein Kartenhaus, wenn du in die wohl schönsten Kulleraugen auf diesem Planeten blickst während dich selbige dermaßen treudoof anstarren. Mit der Erkenntnis, dass ich dieses Runde haushoch verloren hatte, antwortete ich kleinlaut: „Natürlich nicht!“ Ihres Sieges bewusst drehte sie sich zufrieden zurück in Richtung Spiegel und grinste triumphierend. Hinterhältiges kleines Biest!

Nach der lächerlichen Zeitspanne von dreieinhalb Stunden hatten wir den Salon auch schon wieder verlassen. Ein kleiner Augenblick für die Menschheit, eine ewig langer für einen Vater. Nervlich am Ende und nach Begleichung der Rechnung mit einem noch schlechteren Rating als Griechenland, saß ich nun mit dem glücklichsten Kind der Welt wieder im Auto. Hier wurde ich dann so lange verhört, bis ich zugab, dass das Ergebnis, im Gegensatz zu meiner vorherigen Annahme, sogar richtig gut aussah. Das liegt bestimmt an der natürlichen Schönheit meiner bezaubernden Tochter und nicht an der neuen Frisur. Was soll ich sagen?: „Ganz der Vater!“ DNA-Test und Babyklappe nicht mehr nötig.

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