Freitag, 21. August 2015

Poltergeist 2.0 - Die Technik schlägt zurück!

Aus eigener Erfahrung weiß ich nun, dass einem die Technik ganz schön abhängig macht. Ist doch mein treues Notebook im hohen Alter von fast 7 Jahren von mir gegangen. Das Mainboard hat sich verabschiedet. Vielleicht erlag es ja an den Folgen des Passivrauchens. Man weiß es nicht.

Also musste ein neues her. Das dauert natürlich etwas. So ein Notebook ist ja nicht etwas, was man sich so leichtfertig nebenbei mal zulegt wie man das mit anderen Dingen macht – 250g Gelbwurst, 6er-Pack Socken, Frau, thermonuklearer Sprengsatz, was weiß ich.

So ist man nun erst mal eine Zeit lang ohne Internet. Also ohne Internet ist man ja nicht, man kommt bloß nicht rein. So muss sich Mann gefühlt haben, damals in der Zeit als es noch Keuschheitsgürtel gab zudem man keinen Schlüssel hatte. So nah und doch so fern. Gut mit dem Tablett kommt man zwar schon ins Netz, aber wie mein Verhältnis zu Touchscreens ist hab ich ja bereits mehrmals erwähnt, es ist sozusagen eher gedrückt. Seit dieser Erfindung weiß ich was Berührungsängste eigentlich sind.

Die Entdeckungen in meiner techniklosen Zeit waren zahlreich und teilweise auch sehr informativ. So habe ich erfahren, dass in dem Haus in dem ich wohne, im Januar eine Familie ausgezogen und eine andere bereits im selben Monat wieder eingezogen ist, ein komischer Typ Namens Merkel ist Bundeskanzler und die Bayern sprechen gar kein Klingonisch. Nein Scherz, das der Merkel Kanzler ist wusste ich schon vorher.

Dem heiligen Tobias aus der Oberpfalz sei gedankt, auch diese Zeit in der ich das sogenannte „Reallife“ erleben musste ging vorüber. Das neue Notebook ist eingetroffen – endlich. Tobias ist der Technik-Dealer meines Vertrauens. Zugegeben eine leicht zwielichtige Gestalt mit schwarzem Kater und der mit an schwarze Magie erinnernden Fähigkeit, die Gesetze der Physik beim stapeln von Dingen auf Paletten zu umgehen, aber sonst ein illustres Exemplar unserer Spezies.

Zurück zu meiner neuen Errungenschaft. Ein Notebook mit Windows 8.1. Oh ha! Beim ersten hochfahren des Gerätes wurde mir eins sofort bewusst, ich bin alt und die Softwareunterstützung meines Schöpfers für mich ist abgelaufen. Der Wissenschaftler würde das wohl „Homo XP-us“ nennen. Das MS-DOS unter den Menschen. Beim ersten Anblick des Startbildschirms hab ich mich gefühlt wie ein C64 auf der U.S.S. Ernteprise - 1701-E. So nützlich wie ein Abgeordneter im Europaparlament.

Nach diesen anfänglichen Schwierigkeiten kam ich dann doch schnell mit dem Teufelswerk klar und installierte meinen Virenschutz, meinen Browser, Add-Ons usw. Hat auch alles einwandfrei funktioniert. Alles lief. Alles? Nur ein klitzekleines Problemchen blieb. Mein Browser öffnete keine Seiten im Internet die mit https verschlüsselt sind. Also 90% aller Seiten. Am Anfang war es nur die Seite von Google der nicht vertraut wurde, im Laufe meiner Anstrengungen dieses zu ändern wurden es allerdings immer mehr Seiten. Frei nach dem Motto: „Ich zeige euch, wie man mit ein paar Handgriffen alles noch viel schlimmer machen kann:“

Was hab ich nicht alle versucht. Habe Systemzeiten geändert, Sicherheitszertifikate gelöscht, neue installiert, Proxy-Server eingestellt und wieder ausgeschaltet, das Internet auf Seiten durchsucht, für die mich Exorzisten auf die Kundenliste ganz oben schreiben würden und alle Einstellungen verändert, die auch nur im entferntesten damit zu tun haben könnten. Ich habe an dem Teil soviel verstellt, das Notebook hat mir schon selbständig Nutellabrote geschmiert, mit der Stimme vom Google Übersetzer Helene Fischer Lieder gesungen und hat drei Termine bei verschiedenen Psychologen vereinbart. Google hat es aber weiterhin nicht geöffnet. Im Gegenteil, immer mehr Seiten wurden Opfer des Zertifikat Problems.

Ich war schon auf der Homepage der NSA, mit der Hoffnung,die könnten mir sagen was nicht mit meinem System stimmt.. Nichts, der Agent der für mich und meinen Blog zuständig ist, denkt noch immer das die Hälfte von 8 halb 8 ist. Aber habe stattdessen auf der Startseite der NSA einen sehr interessanten Bericht über stillende Mütter beim Geheimdienst gefunden. Gut, bin mit jetzt nicht ganz sicher, ob ich „nursing Mothers“ richtig übersetzt habe, aber der Gedanke stillender Agentinnen im Einsatz hat mich doch inspiriert. Unsere Verteidigungsministerin, unsere Flinten Uschi, wäre bestimmt begeistert von dem Konzept. Soldatinnen an der Front, die im Gefecht ihre Kinder stillen, Wickelräume in Schützengräben und Maxi-Cosis in Leopard II Panzern. Fallschirmjäger sichern das vom Feind verseuchte Gebiet ab, während Pioniere im Hagel der feindlichen Granaten ein Feldlazarett und einen mobilen Kindergarten aufbauen. Kindergärtnerinnen die rufen:“ Nein Torben, du darfst dem Mann nicht an seinem lustigen langen Bart ziehen:“ „Nein Sören Kevin, das ist kein Nachthemd was der Mann mit dem Sprengstoffgürtel da an hat.“ „Das ist auch nicht der Nikolaus Dustin, das ist ein Taliban.

Ich schweife ab. Wo war ich, ach ja. Sicherheitszertifikate. Egal was ich auch versucht habe, nichts hat funktioniert. Keine Seite mit dieser verdammten https Verschlüsselung war mehr zu öffnen. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, mir so ein Zertifikat mal anzusehen. Bisher hatte ich es ja immer nur gelöscht und neu installiert. Ich hatte festgestellt, das mein Freund der Virenschutz nämlich das Problem ist. Deaktiviert waren alle Seiten zugänglich. Also schaute ich mir dieses Zertifikat an. Was ich da sah hätte mich fast um den letzten Funken verstand gebracht. Das Datum meines Notebooks war korrekt auf den 21. August 2015 eingestellt. Das Zertifikat allerdings erhielt seine Gültigkeit erst am 22. August 2015. Es folgte schweigen. Weder ich, noch das singende Helene Notebook, noch der Taliban mit Nachthemd konnten es glauben. Datum der Systemzeit auf 22. August geändert, Problem behoben. Hallooooooo? Warum bekommt der von mir installierte Virenschutz ein Zertifikat, das nicht am Tag der Installation beginnt, sondern erst zwei Tage später? Meine Kaffeemaschine schreit doch auch nicht, dass die Filtertüte erst in zwei Tagen gültig ist.

Das schlimmste daran aber ist der Umstand, dass ich hätte gar nichts machen müssen außer zwei Tage zu warten. Da wäre dann der 22. August gewesen und das Problem hätte sich völlig von alleine behoben. Nun wo ich gerade diese Zeilen schreibe, ist es genau 22. Uhr am 21. August 2015. In zwei Stunden ist der 22. und ich kann meine Systemzeit wieder richtig einstellen. Somit habe ich eindeutig bewiesen, dass sich Probleme sehr wohl von alleine lösen können. Nichts machen war damals bei den Hausaufgaben suboptimal, bei der heutigen Technik führt es zum Durchbruch. Das sich meine schon in der Schulzeit erprobte Einstellung, am besten nichts zu tun und abzuwarten, mal so erfolgreich durchsetzt.... Ich war wohl meiner Zeit schon immer weit voraus. 




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