Aus eigener Erfahrung weiß ich nun,
dass einem die Technik ganz schön abhängig macht. Ist doch mein
treues Notebook im hohen Alter von fast 7 Jahren von mir gegangen.
Das Mainboard hat sich verabschiedet. Vielleicht erlag es ja an den
Folgen des Passivrauchens. Man weiß es nicht.
Also musste ein neues her. Das dauert
natürlich etwas. So ein Notebook ist ja nicht etwas, was man sich so
leichtfertig nebenbei mal zulegt wie man das mit anderen Dingen macht
– 250g Gelbwurst, 6er-Pack Socken, Frau, thermonuklearer
Sprengsatz, was weiß ich.
So ist man nun erst mal eine Zeit lang
ohne Internet. Also ohne Internet ist man ja nicht, man kommt bloß
nicht rein. So muss sich Mann gefühlt haben, damals in der Zeit als
es noch Keuschheitsgürtel gab zudem man keinen Schlüssel hatte. So
nah und doch so fern. Gut mit dem Tablett kommt man zwar schon ins
Netz, aber wie mein Verhältnis zu Touchscreens ist hab ich ja
bereits mehrmals erwähnt, es ist sozusagen eher gedrückt. Seit
dieser Erfindung weiß ich was Berührungsängste eigentlich sind.
Die Entdeckungen in meiner techniklosen
Zeit waren zahlreich und teilweise auch sehr informativ. So habe ich
erfahren, dass in dem Haus in dem ich wohne, im Januar eine Familie
ausgezogen und eine andere bereits im selben Monat wieder eingezogen
ist, ein komischer Typ Namens Merkel ist Bundeskanzler und die
Bayern sprechen gar kein Klingonisch. Nein Scherz, das der Merkel
Kanzler ist wusste ich schon vorher.
Dem heiligen Tobias aus der Oberpfalz
sei gedankt, auch diese Zeit in der ich das sogenannte „Reallife“
erleben musste ging vorüber. Das neue Notebook ist eingetroffen –
endlich. Tobias ist der Technik-Dealer meines Vertrauens. Zugegeben
eine leicht zwielichtige Gestalt mit schwarzem Kater und der
mit an schwarze Magie erinnernden Fähigkeit, die Gesetze der Physik beim stapeln von Dingen auf
Paletten zu umgehen, aber sonst ein illustres Exemplar unserer
Spezies.
Zurück zu meiner neuen Errungenschaft.
Ein Notebook mit Windows 8.1. Oh ha! Beim ersten hochfahren des
Gerätes wurde mir eins sofort bewusst, ich bin alt und die
Softwareunterstützung meines Schöpfers für mich ist abgelaufen.
Der Wissenschaftler würde das wohl „Homo XP-us“ nennen. Das MS-DOS
unter den Menschen. Beim ersten Anblick des Startbildschirms hab ich
mich gefühlt wie ein C64 auf der U.S.S. Ernteprise - 1701-E. So nützlich wie ein Abgeordneter im Europaparlament.
Nach diesen anfänglichen
Schwierigkeiten kam ich dann doch schnell mit dem Teufelswerk klar
und installierte meinen Virenschutz, meinen Browser, Add-Ons usw. Hat
auch alles einwandfrei funktioniert. Alles lief. Alles? Nur ein
klitzekleines Problemchen blieb. Mein Browser öffnete keine Seiten
im Internet die mit https verschlüsselt sind. Also 90% aller
Seiten. Am Anfang war es nur die Seite von Google der nicht vertraut
wurde, im Laufe meiner Anstrengungen dieses zu ändern wurden es
allerdings immer mehr Seiten. Frei nach dem Motto: „Ich zeige euch,
wie man mit ein paar Handgriffen alles noch viel schlimmer machen
kann:“
Was hab ich nicht alle versucht. Habe
Systemzeiten geändert, Sicherheitszertifikate gelöscht, neue
installiert, Proxy-Server eingestellt und wieder ausgeschaltet, das
Internet auf Seiten durchsucht, für die mich Exorzisten auf die
Kundenliste ganz oben schreiben würden und alle Einstellungen verändert, die
auch nur im entferntesten damit zu tun haben könnten. Ich habe an
dem Teil soviel verstellt, das Notebook hat mir schon selbständig
Nutellabrote geschmiert, mit der Stimme vom Google Übersetzer Helene
Fischer Lieder gesungen und hat drei Termine bei verschiedenen
Psychologen vereinbart. Google hat es aber weiterhin nicht geöffnet.
Im Gegenteil, immer mehr Seiten wurden Opfer des Zertifikat Problems.
Ich war schon auf der Homepage der NSA,
mit der Hoffnung,die könnten mir sagen was nicht mit meinem System
stimmt.. Nichts, der Agent der für mich und meinen Blog zuständig
ist, denkt noch immer das die Hälfte von 8 halb 8 ist. Aber habe
stattdessen auf der Startseite der NSA einen sehr interessanten
Bericht über stillende Mütter beim Geheimdienst gefunden. Gut, bin
mit jetzt nicht ganz sicher, ob ich „nursing Mothers“ richtig
übersetzt habe, aber der Gedanke stillender Agentinnen im Einsatz
hat mich doch inspiriert. Unsere Verteidigungsministerin, unsere Flinten
Uschi, wäre bestimmt begeistert von dem Konzept. Soldatinnen an der
Front, die im Gefecht ihre Kinder stillen, Wickelräume in
Schützengräben und Maxi-Cosis in Leopard II Panzern.
Fallschirmjäger sichern das vom Feind verseuchte Gebiet ab, während
Pioniere im Hagel der feindlichen Granaten ein Feldlazarett und einen
mobilen Kindergarten aufbauen. Kindergärtnerinnen die rufen:“ Nein
Torben, du darfst dem Mann nicht an seinem lustigen langen Bart
ziehen:“ „Nein Sören Kevin, das ist kein Nachthemd was der Mann
mit dem Sprengstoffgürtel da an hat.“ „Das ist auch nicht der
Nikolaus Dustin, das ist ein Taliban.
Ich schweife ab. Wo war ich, ach ja.
Sicherheitszertifikate. Egal was ich auch versucht habe, nichts hat
funktioniert. Keine Seite mit dieser verdammten https Verschlüsselung
war mehr zu öffnen. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, mir so ein
Zertifikat mal anzusehen. Bisher hatte ich es ja immer nur gelöscht
und neu installiert. Ich hatte festgestellt, das mein Freund der
Virenschutz nämlich das Problem ist. Deaktiviert waren alle Seiten
zugänglich. Also schaute ich mir dieses Zertifikat an. Was ich da
sah hätte mich fast um den letzten Funken verstand gebracht. Das
Datum meines Notebooks war korrekt auf den 21. August 2015
eingestellt. Das Zertifikat allerdings erhielt seine Gültigkeit erst
am 22. August 2015. Es folgte schweigen. Weder ich, noch das singende
Helene Notebook, noch der Taliban mit Nachthemd konnten es glauben.
Datum der Systemzeit auf 22. August geändert, Problem behoben.
Hallooooooo? Warum bekommt der von mir installierte Virenschutz ein
Zertifikat, das nicht am Tag der Installation beginnt, sondern erst
zwei Tage später? Meine Kaffeemaschine schreit doch auch
nicht, dass die Filtertüte erst in zwei Tagen gültig ist.
Das schlimmste daran aber ist der
Umstand, dass ich hätte gar nichts machen müssen außer zwei Tage
zu warten. Da wäre dann der 22. August gewesen und das Problem hätte
sich völlig von alleine behoben. Nun wo ich gerade diese Zeilen
schreibe, ist es genau 22. Uhr am 21. August 2015. In zwei Stunden
ist der 22. und ich kann meine Systemzeit wieder richtig einstellen.
Somit habe ich eindeutig bewiesen, dass sich Probleme sehr wohl von
alleine lösen können. Nichts machen war damals bei den Hausaufgaben
suboptimal, bei der heutigen Technik führt es zum Durchbruch. Das sich meine
schon in der Schulzeit erprobte Einstellung, am besten nichts zu tun
und abzuwarten, mal so erfolgreich durchsetzt.... Ich war wohl meiner
Zeit schon immer weit voraus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen