Die Spezies Mensch ist ja eigentlich
eine lustige Erscheinung. Es gibt aber Exemplare die einem mal so
richtig, ich sag mal, auffallen. Die Rede ist von den lieben Nachbarn. Meine
Sammlung dieser Zeitgenossen die ich in den ganzen Jahren
zusammengetragen habe sind aber meist immer die selben Typen
geblieben, egal wo ich gelebt habe, oder wo diese her kamen.
Da wäre als erstes die
Klavierspielerin. Ich habe diese Frau noch nie gesehen, aber hören
kann ich sie umso mehr. Sie kann ja gut spielen, aber seit es Filme
über geschminkte, glitzernde und Klavier spielende Vampire gibt,
klimpert sie mit Leidenschaft hauptsächlich ein Lied, genau dieses
Lied. Sie tut dies mit einer Leidenschaft, dass sogar paarungswillige
Werwölfe unsere Gegend meiden. Mir ist jedenfalls noch keiner
begegnet. Somit muss ich erschreckend feststellen, ich lebe in einem
Mascara-Vampir Territorium. Wo wohen eigentlich diese nymphomanischen
Milfs aus den Pornos, die müssen doch auch irgendwo eine Wohnung haben?Hier auf jeden Fall nicht...schade!
Dann wäre da noch der
Gänseblümchen-Schlächter. Dieser Mensch hat keine Frau, er hat
eine Dreiecks-Beziehung mit seinem Rasenmäher und seiner mit Benzin
betriebenen Heckenschere. Beide Geräte hat er wohl mit Motoren aus
der Formel 1 tunen lassen. Beim Anblick des ersten sprießenden
Grashalms glaubst du, am Samstag morgen um sieben, dass du auf dem
Nürburgring in der Boxengasse stehst. Wenn er dann mal los legt,
gibt es für ihn auch kein halten mehr. Löwenzahn, Grashalme,
Postboten, Enkelkinder, nichts ist mehr sicher.
Gut ist, dass man nicht jedes
Wochenende seinen Rasen mähen oder die Hecke schneiden muss.
Schlecht ist, dass diese Art Menschen auch diejenigen sind, die sich
eine Holzheizung zulegen. Nicht wegen der Umwelt oder der
Kostenersparnis. Nö nö! Diese hat er sich nur deshalb einbauen
lassen, dass er sich endlich aus dem Baumarkt die mit einem
Airbusgetriebe ausgestattete Kreissäge für Großschreinereien holen
kann. Na herzlichen Glückwunsch an mich!
Warum wohnen katholische Priester
eigentlich in eigenen Pfarrhäusern? Das wären doch ruhige Nachbarn.
Die paarmal im Monat wo er sich von seiner Haushälterin auspeitschen
lässt wäre vom Lautstärkeumfang halb so wild. Den Rest macht er ja
eh in in der Sakristei.
Ein ähnlicher Typ ist der Bauarbeiter.
Dieser unterscheidet sich vom Stil her nicht viel vom
Grashalm-Killer., nur sind diesem Exemplar Uhrzeiten völlig
unbekannt. Er ist von Beruf auch auf dem Bau tätig und fühlt sich
ohne seine Arbeit einfach nur verloren. Da kann es dir schon mal
passieren, dass du Nachts um zehn glaubst, dass jetzt tatsächlich
der Russe vor der Tür steht. Was sich schnell als völliger Unsinn
herausstellt, der Russe kommt nicht nachts um zehn. Nein, es ist der
Nachbar, der gerade dabei ist, mit seiner Hilti ein Loch in seine
Gartenmauer zu meiseln, für eine neue Türsprechanlage mit
Videoüberwachung. Nebenbei läuft auch schon die
Mörtelmischmaschine, denn der hört erst auf, wenn die Anlage
eingebaut und das Loch wieder gestopft ist. Gut, so oft installiert
man jetzt keine neuen Türsprechanlagen, aber es gibt ja immer was zu
tun (yippie ya ya yippie yippie yeah). Zudem kommt, dass diese Art
Mensch zu den äußerst hilfsbereiten gehört und das alle Nachbarn
dann ja auch so etwas haben müssen.
Verehrend ist es dann, wenn du gerade
im Bett liegst, schön vor dich hinträumst und du plötzlich denkst,
„wow“ was für ein realistischer Traum, sogar die rhythmischen
Bewegungen kannst du noch immer spüren. Dabei ist es nur der
Nachbar, der seine Einfahrt neu pflastern will und dadurch dein
ganzes Haus vibriert, weil er am Samstag früh um 6 Uhr auf die Idee
gekommen ist, diese mit einer Rüttelplatte zu bearbeiten. Der
Hammel, der gescherte. Wer jetzt noch keine Rüttelplatte in Aktion
erlebt hat, der stelle ich einfach vor man hätte einen Leopard 2
Panzer mit einem Gummiball gekreuzt.
Neu ist die Panflöte. Vom Grund her
ein sehr schönes Instrument. Und welcher Mann hat schon was gegen
Frauen die b...lassen wir das. Leider ist sie nicht mal ein drittel
so begabt wie Zamfir. Man könnte auch sagen sie ist völlig
talentfrei, also an der Panflöte. Es gibt so schöne Hobbys. Sie
könnte doch auch in ihrem Garten Nudisten-Schulungen halten oder
Tantra-Massagen praktizieren, aber nein es musste ja ne Panflöte
sein. Zugegeben, Tantra könnte eventuell zu starker optischer
Belästigung führen, aber wenn die Künast kommt,kann man ja
weggucken. Außerdem kann ich ja nicht nur Pech haben.
Da frag ich mich doch, wo wohnen
eigentlich die ganze Prostituierten in Deutschland? Auch
Bordsteinschwalben brauchen doch ein Nest. Die müssen doch auch
irgendwelche Wohnungen bewohnen. Wären doch bestimmt auch ruhige
Nachbarn. Also die wo in einem Bordell arbeiten, nicht die mit der
Heimarbeit.Wobei, das wäre dann ja auch wieder gut für den
katholischen Pfarrer. Der Kreis schließt sich.
Zu erwähnen wäre auch der
Marathongriller. Dieser kommt in einer Sonderanfertigung daher, der
wurde nämlich gleich mit dem Add-on der Winter-Edition programmiert.
Die Erfindung des Terrassenheizers macht es möglich. Für diesen Typ
gibt es keinen Sommer oder Winter. Er unterscheidet lediglich in
Tagen wo man grillen muss, also April bis September, und Tagen wo man
grillen kann, also dem Rest vom Jahr. Ein paar Gasflaschen in die
Heizpilze und los gehts. Der verbraucht mehr Grillkohle als ein
Kohlekraftwerk. Natürlich immer verbunden mit einem
kleinen Fest für die Nachbarn. Was zur Folge hat, dass weder der
Blumen-Ripper noch der Bauarbeiter zu hören sind, weil sie ja gerade
am Steak futtern und Bier trinken sind und dann doch fast schon ein
bisschen Ruhe einkehrt. Der Nachteil ist, dass man unwahrscheinlich
Hunger bekommt, weil du nur noch den Duft von Grillfleisch in der
Nase hast. Aber irgendwas ist ja immer.
Als letztes Beispiel muss ich mich noch
selbst erwähnen. Bin ja auch irgendwie Nachbar. Ich gehöre zu der
Sorte: „Meine Nachbarn hören gute Musik – ob sie wollen oder
nicht.“
Aber so ist das scheinbar mit uns
Menschen. Im Toleranz, Verständnis und Rücksicht fordern sind wir
ganz groß, beim zeigen schneiden wir da doch eher bescheiden ab.
Wäre es anders, müssten wir uns keine Meldungen von ertrunkenen
Menschen im Mittelmeer ansehen. Die für mich größte Schande
Europas und Deutschlands seit den Nazis.
Aber was interessieren uns ertrinkende
Menschen im Mittelmeer, solange zu den Klängen der Musik, der
Betonmischer läuft, der Rasenmäher brummt und wir danach zusammen
unser Steak essen können unter dem Terrassenheizer. Ja wo würden
wir den hinkommen, wenn hier einfach jeder sicher über das Meer
schippern und unser schönes geregeltes spießbürgerliches Leben
durcheinander bringen könnte. Am Ende ist es der „Mohr“ der
Montag morgens gut gelaunt auf der Arbeit erscheint, mit Hingabe
seinen Rasen mäht, uns im Baumarkt freundlich grüßt und auch noch
verdammt gut Panflöte spielt. Wir haben solange an unserer
dekadenten Gesellschaft gefeilt, unser klares Weltbild geformt, der
Rasen mähende Schwarze, der eventuell auch noch ein Moslem ist,
passt einfach nicht unter unseren Terrassenheizer. Und schon gar
nicht in die Nachbarschaft.
Zum Schluss bleibt nur noch die
Bordsteinschwalbe übrig. Über die beschwert sich seltsamer Weise
niemand. Oder habt ihr schon mal von irgendeiner rechten
Gruppierung gehört, NPD, AFD, CSU und wie sie alle heißen mögen,
dass Ausländerinnen deutschen Nutten den Arbeitsplatz weg nehmen?
Also ich nicht. Habe allerdings in diesem Bereich auch noch nichts
vom Fachkräftemangel gelesen.
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