Meine Schwester und mein Schwager haben scheinbar ihren Prototypen (B.E.N. kurz für: Bester erster Nachwuchs) für gut befunden und sind nun in die Serienproduktion gestartet. Somit bin ich zum zweitenmal Onkel. Prima! Man muss wissen, ich liebe Kinder, besonders die australischen Kids sind die Besten - die sind weit weg, sehr weit weg!
Aber so selbstverständlich sind die gleichen Eltern heute gar nicht mehr. Viele Frauen geben ihren Kindern heute die gleichen Vornamen. Da heißen alle fünf Jungs Sören-Justin oder so. Der Vorteil daran ist ganz klar, sie kommen alle gleichzeitig wenn man den Namen ruft. Das erspart Zeit. Soll nur einer von ihnen kommen, ruft man einfach den Nachnamen. Praktisch!
In dieser Hinsicht ist meine Schwester etwas altmodisch, ihre Kinder sind vom gleichen Vater und sie ist auch noch immer glücklich verheiratet mit selbigen. Dafür ist meine Schwester aber selbst ein spezieller Fall. Ich sag nur eins: Grundschullehrerin und das vom alten Schlag. Gegen sie wirkt die Super-Nanny wie eine Waldorf-Schülerin. In Fachkreisen nennt man sie auch die weibliche Version von Otto von Bismark. Ja da gibts im Musikunterrich keine Kinderlieder, da wird Preussens Gloria gelernt. Was wiederum selbst für die Hauptschüler unseres Landes hervorragend geeignet ist, da dieser Marsch Textfrei ist. Mit Lesen hat es die heutige Generation von Kids ja eh nicht so.
Man nehme 3-4 Liter Wasser |
Das sie einmal Lehrerin werden würde hatte sich schon früh heraus kristallisiert. Als ich sie mal gebeten hatte mir einen Film im Fernsehen aufzunehmen und ihr beschrieb wie der Videorekorder funktionierte hörte sie sich das in aller Ruhe an, analysierte die Situation im Bruchteil einer Sekunde und kam zu dem Ergebnis: Ich erkläre es dem Opa wie das geht. Schon da war klar, dass ihr das Lehren wohl besonders liegen muss, denn dies war eine unübertroffene Leistung, der Opa war nämlich blind. Sie hat mit diesem einen Satz nicht nur das gesammte Gebiet der Unterweisung neu aufgelegt, sondern auch gleichzeitig die Benutzerfreundlichkeit der Technik für körperlich Behindertete hinterfragt und dies im Alter von 11 Jahren.
Damit aber nicht genug. In ihrer Studienzeit hat sie soeben mal beim Kaffee trinken den Nah- und Fernverkehr revolutioniert. Bei einer Diskussionsrunde mit Mutter und Tante hat sie herausgestellt wie einfach man in einer Stadt wie Bamberg den Bahnhof findet. Ihre Diskussionspartner sind auf dem Weg dort hin immer verzweifelt, haben sie sich doch jedes Jahr mit dem Auto des Vaters dort hin verfahren. Die Schuld gaben sie der schlechten Beschilderung in Bamberg.
Da hat meine Schwester natürlich sofort interveniert. Der Bahnhof sei sehr einfach zu finden in Bamberg und der Weg dort hin sei sehr wohl gut beschildert, sie hätte sich noch nie verfahren. Gut, ob das nun daran lag, dass sie nicht wie die anderen Beiden mit dem Auto, sondern dem Zug dahin gefahren ist wurde noch nicht endgültig geklärt. Aber jeder von uns kennt das ja, wie oft steht man plötzlich mit seinem Zug mitten in einer Fußgängerzone und muss nach dem Weg zum Bahnhof fragen. Aber dank meiner Schwester steht jetzt an jedem Bahngleis Richtung Bamberg ein Wegweiser der den Lokführeren den Weg dort hin zeigt. Wäre doch in unserer schnelllebigen Zeit nicht mehr zu verantworten, wenn unsere Züge ständig von den Gleisen abkommen und sich verfahren würden.
Bewundernswert bei all dieser Intelligenz ist aber ihre Bescheidenheit. Auf ihre herausragenden Leistungen in der Vergangenheit angesprochen, reagiert sie so als würde das alles ganz anders gewesen und gar nicht auf ihre Leistung zurück zu führen zu sein. Ich finde ja, sie hätte dafür mindestens mit dem ersten Preis von Jugend forscht ausgezeichnet werden müssen.
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