Es gibt für Männer Zeiten,
die sind für sie schlimmer als die Apokalypse. Da wachst du
mitten in der Nacht schweißgebadet auf und dir ist sofort klar,
du bist dem Ende nahe. Da ich gerade in diese ausweglose Situation
geraden bin, möchte ich auf dem Sterbebett liegend noch diesen
letzten Eintrag schreiben.
Ich habe mich noch bis zum Morgen
relativ gut gehalten, mich dann mit letzter Kraft zum Arzt
geschleppt, um dort die verheerende Diagnose zu vernehmen. Mir war
schon im Vorhinein klar, es kann sich nur um Malaria oder Ebola
handeln, aber was dann kam hat meine schlimmsten Erwartungen
übertroffen.
Mein Arzt kam rein, schaute mich mit
ernstem Gesicht an und meinte: „Das sieht nicht gut aus für
dich.“ Sein Gesichtsausdruck passte sich meinem an, man könnte
hier durchaus vom Leiden Christi sprechen, und er sagte: „Na da
hast dir ja ne wahnsinns Erkältung eingefangen!“
ERKÄÄÄÄLTUUUUUNG,
NEIIIIIIIIIN ICH WILL NICHT STERBEN!
In solch einer Situation muss ein
Franke tun, was ein Franke eben tun muss, er setzt sich Zuhause hin,
sicher im dem Glauben, dass er dies nicht überleben wird und
schreibt sein Testament während sein Leben wie in einem Film vor
seinem Auge abläuft.
Ja mein Gott, es ist ja nichts neues,
dass Männer in solchen Situation Jammerlappen, Weicheier und
Trunbeutelträger sind. Frauen sind da völlig anders
aufgestellt. Wenn eine Frau im Winter bei minus 20 Grad, mit 40 Grad
Fieber aufwacht, denkt sie sich oh, da stimmt was nicht. Dann wischt
sie sich den Schweiß von der Stirn, macht das Fenster auf und
sagt: „Aha, warm heute, ich glaub es wird Frühling.“, und
geht arbeiten. Aber wehe ihr reißt ein Fingernagel
ein....... oha ich sag nur Doomsday!
Wir Männer können uns den
Daumen spalten, man kann uns 15 mal anschießen, uns das Fleisch
bis zu den Knochen aufschneiden, das heilen wir selbst. Männer
sind durchaus bereit sich die tiefsten Schnittwunden selbst zu
zunähen. Wir können keinen Knopf vernünftig an
ein Hemd oder eine Hose nähen, aber Schnittwunden mit über
20 Zentimeter Länge wollen wir im Notfall selber flicken.
Das kommt wohl daher, das Männer
auf Narben und Geschichten stehen. Wenn wir im Jahre 2055 im Alter von 80
Jahren von unseren Enkeln gefragt werden woher denn diese Narben
stammen, dann hat unsere Stunde geschlagen. Mit Stolz geschwellter
Brust werden wir unsere Enkel dann zur Seite nehmen und es wird zu
folgender Unterhaltung kommen - in die sich leider aber auch unser
Frauen einmischen werden:
ICH:
Ach weißt du Bub, damals, noch im letzten
Jahrtausend, in der dunklen Zeit, als wir für ein bisschen Strom
noch Atomkerne mit der Hand gespalten haben, da war das Leben noch
eine Herausforderung. Wir haben damals scheinbar unmögliches
geleistet. Terroristen in den unendlichen Weiten Afghanistans gejagt,
wir haben die Diktatur Angela Merkel bekämpft und einen
Großflughafen in Berlin gebaut.
Frau: Ja erzähl net
wieder so nen Mist. Terroristen gejagt, das ich net lach. Dich
hättens gar net mit genumma, weilsa Angst ghabt hän, dass
der selber nei dein Fuß schießt. Und er war ja so
politisch engagiert, mitm Nachbarn drunten auf der Terassen bei
Saufen hams diskutiert. Subber! Na und der Flughafen in Berlin. Als
du des letzte mal in Berlin warst, hams no net a mol angfangt ghabt
mit dem Bau.
ICH:
Natürlich hams no net mit angfangt gahbt, ich hab
ja erst den Bauplatz vermessen, alleine, mit einem 2 Meter Maßstab.
Frau: Ja du Rindviech, als des gmacht worn is warst du mit Erkältung
im Bett gelechen und hast gjammert dasd sterben musst.“
ICH: Nix
Erkältung. Da hab ich mich während des arabischen Frühlings
in Ägypten mitm Ebola-Virus infiziert.
Frau:
Von wechen arabischer
Frühling, i glaub du hast geistigen Winter.
Nen Schnupfen hast
ghabt du Schmarrer! Die Narben hat er sich gholt, weil
er sein Namen tanzen wollt und dabei die Treppen nunter gfallen is.
Aber net amol des hat er gscheid könnt, weil er selbst in der
Waldorfschul duchrgfallen is.“
Ja, ich freue mich jetzt schon auf
diese Gespräche über die gute alte Zeit.
Zu Schluss kommen wir zum eigentlichen
Thema zurück, das hier war....äh ach ja, die Erkältung
– der sichere Tod des Mannes. Natürlich fragt man sich, woher
man bei Außentemperaturen von fast 30 Grad eine Erkältung
bekommt. Wer vor kurzem meinen Bericht mit dem Titel „Von
Ventilatoren und Pinguinen“ gelesen hat, wird die Ursache schnell
erkennen können. Ventilatoren sind zwar eine schöne Sache,
besonders im Sommer in einer Dachwohnung, aber so ein Gerät
birgt halt auch Gefahren. Ich habe nun die Teufelsmaschinen umgehend
abgeschaltet bevor der Gerichtsmediziner eine Diagnose stellen muss:
„Aha, eindeutig – erfroren!“